Things that were are things again (2024)
Eine Residenz in der Residenzförderung des Fonds Darstellende Künste in Kooperation mit flausen+
Kooperationspartner und Residenzort: Jahrmarkttheater Bostelwiebeck
Der Fundus eines Theaters, so groß oder klein dieses sein mag, ist stets ein ganz besonderer Ort. Hier sammeln sich über Jahre und Jahrzehnte Objekte, Kostüme, Requisiten, die einmal für eine Produktion wichtig waren, oder es zukünftig nochmal werden möchten. Neben einer Stange Brautkleider stapeln sich Tierköpfe aus Schaumstoff, die auf einer Truhe voller Sonnenbrillen und Strandtücher balancieren. Ein kunstblutbespritzter Anzug hängt zwischen einem barocken Frack und einem neongrünen Bondagegeschirr. All diese Dinge wurden irgendwann angeschafft, hergestellt und für die Nutzung in performativen Kontexten ausgewählt und verwahrt.
Über den Zeitraum der Residenz leben wir, eine Gruppe aus 5 Künstlerinnen aus Kostüm, Szenografie und Visueller Kunst, im Dachboden-Fundus des Jahrmarkttheaters. Uns vereint das Interesse an Materialexperimenten und handwerklichem Arbeiten, die nachhaltige Nutzung von Ressourcen im Kreislauf die Arbeit mit Fundus- und Alltagsobjekten. Ausgehend von eigenen Erfahrungen bringen wir in den Fundus individuelle Forschungsfragen mit: Was ist nachhaltige Ästhetik? Wie sieht die Arbeit mit dem Fundus in Zukunft aus? Wie können zukünftig Entwurfs- und Entwicklungsprozesse von Szenografien und Kostümen ablaufen, wenn wir vom Material zur Idee denken und nicht von der Idee zum Material? Welche Geschichten tragen Objekte, insbesondere gebrauchte und alltägliche in sich? Wie können Materialien/Objekte, die für einen bestimmten Kontext gedacht sind und eine bestimmte Funktion erfüllen, in neue Kontexte eingebunden und überschrieben werden? Was ist unsere Verantwortung als Verwalter*innen von materiellen Objekten? Wie gehen wir mit “Fundushütern” um, die das Lager verstopfen? Warum ist der Fundus kein öffentlicher Ort?
Diesen Fragen begegnet die Gruppe dabei nicht nur theoretisch, sondern nimmt sie als Ausgangspunkte für künstlerisch-praktische und handwerkliche Experimente. Wir adoptieren verschiedene Objekte aus dem Fundus und spüren Geschichten und Lebensläufen dieser Objekte nach, erfinden sie neu, beleben sie performativ, probieren sie zu entkontextualisieren und als Ressourcen für unsere zukünftigen Produktionen auseinanderzunehmen und zu testen. Dabei erforschen wir wie „nachhaltig“ noch aussehen kann als nur trash und punk oder öko und spießig.
Künstler*innen: Katharina Becklas, Estrella Jurado, Felina Levits, Jeanne Louet und Anja Zihlmann
Gefördert und möglich gemacht von: